Alita - Battle Angel

Auch wenn Adaptionen von popkulturellen Werken in Hollywood hoch im Kurs stehen, so konnte bislang keine Umsetzung fürs Kino so richtig überzeugen. Erst Robert Rodriguez scheint nun verstanden zu haben, was es heißt, einer geliebten Story einnehmend gerecht zu werden - und wie!

Eigentlich hätte man nach dem gigantischen Shitstorm, den Scarlett Johanssons Casting als asiatische Cyborg-Dame Motoko Kusanagi in „Ghost in the Shell" 2017 auslöste, gedacht, Hollywood würde sich erstmal vom fernöstlichen Kulturgut fernhalten. Wäre da nicht die Ankündigung gewesen, „Sin City"-Regisseur Robert Rodriguez würde sich gemeinsam mit Produzent James Cameron am legendären „Battle Angel Alita"-Manga versuchen und diesen ebenfalls in Form eines opulenten Live-Action-Films auf die große Leinwand zaubern. Dem geballten negativen Denken der Fans und Kritiker zum Trotz, ging „Alita - Battle Angel" dann im Februar diesen Jahres pünktlich zum Valentinstag an den Start - und überzeugte.

Ohne Erinnerungen an sich selbst oder ihre Vergangenheit erwacht Cyborg-Dame Alita (Rosa Salazar) im Haus von Wissenschaftler Ido (Christoph Waltz). Dieser hatte ihren inaktiven aber intakten Kopf auf der gigantischen Schrotthalde, der das Epizentrum von Iron City bildet, entdeckt, geborgen und ihr einen neuen mechanischen Körper geschenkt. Zwischen Mitgefühl und fast väterlicher Fürsorge beginnt er, Alita mit dem menschlichen Leben in der Stadt vertraut zu machen. Doch die Gefahr lauert hinter jeder Ecke und so muss sich Alita nachts von den Straßen der Stadt fernhalten. Als sie eines Tages den freundlichen Hugo (Keean Johnson) kennenlernt und sich ein wenig in diesen verguckt, überwiegt Alitas Neugier und lockt sie ausgerechnet zur Sperrstunde in die Nacht hinaus. Schon bald muss sie erkennen, dass einige dunkle Mächte hinter ihr und ihren Fähigkeiten her sind. Denn: Alita hat eine kriegerische Vergangenheit…

Zur kurzen Einordnung: Ähnlich wie „Ghost in the Shell" zählt auch „Battle Angel Alita" zum ersten Schwall an Cyberpunk-Storys aus dem asiatischen Sprachraum. Dabei erschien der Manga des legendären Mangaka-Großmeisters Yukito Kishiro bereits 1991, wurde danach mehrfach neu oder in erweiterter Fassung aufgelegt und schon 1993 als Anime adaptiert. 

Bereits zu der Zeit sprach Robert Rodriguez, der damals mit „El Mariachi" und „Desperado" die Anfänge seiner Karriere markierte, immer mal wieder davon, dass er Cyborg Alita irgendwann mal auf die große Kinoleinwand bringen wolle - eben dann, wenn die Zeit wirklich reif sei. Dank James Cameron, seiner patentierten Pace-Technik und Weta Digital wirken die Animationen in „Alita - Battle Angel" nun so brillant und überwältigend wie nie zuvor. Nimmt man die Optik seines „Avatar" als bisherige Referenz, überragt die frech aufgeweckte Cyborg-Dame mit den großen, leuchtenden Manga- Augen diesen noch um Längen. Denn selbst wenn Alita von Rosa Salazar auf schauspielerischer Ebene mit Leben gefüllt wird, so ist ihr gesamtes Äußeres vollends computeranimiert. Trotzdem liegt es eben an jener mächtigen und doch kindlich naiven Cyborg-Dame, die diesem Film seine Menschlichkeit verleiht. Letztlich ist es der rasant aufgezogene und überragend inszenierte Action- Bombast, der hier den Unterschied macht. Wenn Alita loslegt, gibt es visuell und effekttechnisch absolut kein Halten mehr. Allein wie sie sich ultra dynamisch ins Motor Ball-Getümmel stürzt und es gleich mit mehreren aggressiven Cyborgs aufnimmt, ist schon absolute Referenz!

Neben Rosa Salazar und ihrem Film-Ziehvater Christoph Waltz, der sich hier die eine oder andere Überraschung für seine Performance aufgespart hat, wirft „Alita - Battle Angel" mit Keean Johnson einen talentierten Newcomer in die futuristische Cyberpunk-Welt, dessen Zusammenspiel mit Salazar ziemlich perfekt funktioniert. Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, ob die zwingend notwendige Fortsetzung wirklich kommt - immerhin wollen wir doch alle Nova in Aktion sehen!

Kult-Regisseur Rodriguez formt den legendären Manga zu einem visuell überwältigenden Filmerlebnis - auch dank Rosa Salazar wirkt ihr Cyborg so lebendig wie nie zuvor.