Chernobyl

​Eines der größten Verbrechen in der jüngeren Geschichte der Menschheit: Mit „Chernobyl" widmen sich Sky und HBO in aufwendiger Detailarbeit der Katastrophe von 1986.

Wir schreiben das Jahr 1986: Am 26. April explodiert einer der Reaktoren im Kernkraftwerk von Tschernobyl, Ukraine. Schon mit dem Eintreffen der ersten Rettungskräfte macht sich auch Atomphysiker Valery Legasov (Jared Harris) ein Bild von der Situation - und scheint das volle Ausmaß der Katastrophe sofort zu begreifen. Trotzdem ist es an Ulana Khomyuk (Emily Watson), ihres Zeichens ebenfalls Atomphysikerin, die Ursachen der Explosion zu untersuchen, um zukünftige Unfälle wie diesen zu vermeiden. Gleichzeitig wird um den sowjetischen Premierminister Boris Shcherbina (Stellan Skarsgård) eine Regierungskommission gegründet, die sich mit den Auswirkungen und der Zukunft der gesamten Region beschäftigen soll. Doch sie alle sind meilenweit von der Wahrheit entfernt...

19 Primetime Emmy Award-Nominierungen können nicht lügen: Das Koop-Projekt von Sky und HBO ist ein Gewinn für alle Seiten. Ganz typisch HBO („Game of Thrones") ist auch „Chernobyl" als zwar realitätsnahe, zudem aber auch opulent inszenierte Event-Serie angelegt, die den Zuschauer aufgrund ihrer Größe leicht mal erschlagen kann. Auch Monate nach ihrer Ausstrahlung im Pay-TV thront die Produktion ganz weit oben auf der Liste der wertungstechnisch besten Serien aller Zeiten, hat sogar „Game of Thrones" und „The Wire" locker hinter sich gelassen.

​Auch Monate nach ihrer Ausstrahlung im Pay-TV thront die Produktion ganz weit oben auf der Liste der wertungstechnisch besten Serien aller Zeiten, hat sogar „Game of Thrones" und „The Wire" locker hinter sich gelassen. Im russischsprachigen Raum ist man indes wenig angetan von der Art und Weise, wie sich die Serie mit der damaligen Situation beschäftigt. Der Tonus in „Chernobyl" ist und bleibt im Kern eine Geschichte des Versagens, die das sowjetische Regierungskonstrukt zur Verantwortung zieht, gar radikal anprangert. Ist man mal ganz genau, wird hier also wahrlich nur die Geschichte, wie sie sich vor über 40 Jahren ereignete, bis ins kleinste Detail exerziert - selten war die Aufarbeitung wahrer Begebenheiten so realitätsnah und erschreckend echt.

Wie erfolgreich und beliebt die Serie in den USA und hierzulande via Sky lief, zeigt schon allein die Tatsache, wie fix das limitierte Mediabook zur Serie noch vor Release vergriffen war - passiert so sonst nur bei großen Kinoproduktionen und echten Hype-Titeln. Trotzdem bleibt es wohl bei der einen Staffel, auch wenn man kurz nach US-Ausstrahlung noch etliche Gerüchte zur Weiterführung der Serie lesen konnte. Insgesamt eine unglaublich tiefgründige, nah am Geschehen erzählte Event-Produktion der besonderen Art - wer ein wenig für Geschichte und wahre Ereignisse übrig hat, sollte hier definitiv einmal reinschauen!

Es war definitiv eine meiner Intentionen, eine Sovjet-Story aus der Sicht von Sovjet-Bürger zu erzählen, was bedeutete, dass man sich diese hineinversetzen müsste. So ist es nur natürlich, dass man von der ersten Sekunde an Mitgefühl für die Leute empfindet - und das ist eben der entscheidende Punkt.

Regisseur und Drehbuchautor Craig Mazin via Deadline / IndieWire