Hard Powder

Liam Neeson färbt pünktlich zum heißen Sommer die schneebedeckten Pisten in den Rocky Mountains blutig rot.

In den Rocky Mountains kann es mitunter schon mal verdammt eisig werden. So zeigt auch das Thermometer im beliebten Skigebiet von Kehoe konstant frische 10 Grad Minus, während Familienvater Nels Coxman (Liam Neeson) seiner Arbeit auf der hiesigen Piste nachgeht. Eigentlich führen er, seine Frau Grace (Laura Dern) und sein Sohn Kyle (Micheál Richardson) ein relativ sorgenfreies, beschauliches und unaufgeregtes Leben - bis sich Kyle auf einen lokalen Drogenboss einlässt und von diesem ermordet wird. Für Nels, der leidenschaftlicher Fan von Krimi-Serien ist, bleibt aber keine Zeit, um in Demut zu trauern. Stattdessen beschließt er, sich eigenhändig mit dem Kartell von Viking (Tom Bateman) anzulegen. Und so legt er kurzerhand einen Gangster nach dem anderen um. Während Viking seine Männer mobilisiert und zum Bandenkrieg aufruft, färbt der fokussierte Nels den fluffigen Neuschnee einfach weiter blutrot...

Nach Jahren im Crime-Thriller- und Action-Geschäft verbindet man den Namen Liam Neeson fast schon direkt mit knallharten Rache-Storys, in denen er es im Stile eines „96 Hours" als Ein-Mann-Armee mit reihenweise Schurken aufnimmt. „Hard Powder" präsentiert den Iren zur Abwechslung mal mit nettem Twist: Neesons Figur des mörderisch ambitionierten Familienvaters hat nämlich eigentlich gar keine Ahnung, was er da überhaupt tut! Das sorgt, wie schon im nordischen Original, für fies schwarzhumorige Situationskomik.

​Wo Regisseur Hans Petter Moland für „Einer nach dem anderen" noch auf das schwedische Powerhouse Stellan Skarsgård setzte, springt nun also Liam Neeson auf das rachgierige Schneemobil. Schon das norwegische Original von 2014 begeisterte speziell im europäischen Raum mit seiner sagenhaft blutrünstigen Art, konnte allerdings nie den ganz großen Wurf landen. Um auch in den USA endlich mal Anerkennung zu finden, hat sich der Regisseur einige Jahre später also doch noch nach Hollywood begeben und seinem Werk mit neuem Cast alternatives Leben eingehaucht - den Status des Geheimtipps kann er damit jedenfalls locker ablegen.

Das Ergebnis ist verdammt cool - im wahrsten Sinne des Wortes. Die knackige Laufzeit von guten zwei Stunden fällt bei all der Action und dem bitterbösen Humor dabei eigentlich gar nicht auf. Mitentscheidend für den Erfolg eines Remakes ist aber immer der Cast, der dem Original zumindest im Ansatz nahekommen muss. Während Liam Neeson also Dreh- und Angelpunkt des Humors und natürlich der knackigen Action ist, sind auch die Nebenrollen prominent besetzt. Ob es nun eine Laura Dern („Jurassic Park") als dessen Ehefrau Grace ist oder „Mord im Orient-Express"-Star Tom Bateman als schmieriger Drogenboss Viking - auch für das Remake seines eigenen Films beweist der Norweger wieder ein starkes Händchen für das Wesentliche.

Im Prinzip ist das hier ein Western. Oder zumindest eine kreative Variante, mit dem Western-Genre herumzuspielen. Als wir die Geschichte für eine andere Kultur adaptieren wollten, ging es uns darum, auch den Unterschied klarzumachen. Deswegen brauchten wir ein Motiv, welches einfach typisch Amerikanisch im Kern ist.

Regisseur Hans Petter Moland via Screen Rant