Roads

​​Intensiv und berauschend: Sebastian Schippers Nachfolger zum gefeierten „Victoria" sprengt alle Grenzen - im wahrsten Sinne des Wortes.

​​​Kein Bock auf Familie: Um dem gemeinsamen Urlaub in Marokko zu entfliehen, borgt sich der 18-jährige Gyllen (Fionn Whitehead) kurzerhand das Wohnmobil seines Stiefvaters. Auf dem Weg gen Norden trifft er auf den gleichaltrigen William (Stéphane Bak), der der Kriegssituation im Kongo entkam und nun irgendwie nach Europa gelangen will, um seinen verschollenen Bruder zu suchen. Gyllen beschließt sofort, William bei seinem Unternehmen zu unterstützen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg von Marokko über Spanien bis nach Frankreich, wo William seinen Bruder vermutet. Obwohl das Band zwischen Gyllen und William mit jedem neuen Morgen auf der Straße stärker wird, werden die beiden Freunde schon bald mit einigen Entscheidungen konfrontiert, die ihre Leben für immer verändern könnten...

„Wir wollen Lebensfreude zeigen, das Entstehen einer Freundschaft, und trotzdem eine Lebenswirklichkeit, eine Realität zeigen", beschreibt Regisseur Schipper sein neuestes Projekt. „Unsere kleine Sommerreise lassen wir nicht in einem Filmeuropa spielen, das es vielleicht schon gar nicht mehr gibt, sondern in dem von heute."

​So oder so, „Roads" ist ein enorm spannendes, nachhaltiges und zukunftsweisendes Projekt: Trotz Produktion in Deutschland und Frankreich, ist der Film im O-Ton fast ausschließlich in englisch gehalten. Schon vorher hatte Regisseur Sebastian Schipper seine internationale Ader unter Beweis gestellt, als er mit „Victoria" einen der interessantesten Ansätze seit langer Zeit auf die deutsche Kinoleinwand zauberte. Jetzt setzt der deutsche Regisseur erstmals auch auf einen internationalen Cast: Mit Fionn Whitehead hat sich Schipper eines der talentiertes Jungtalente Großbritanniens gesichert, der zuvor bereits in so Hochkarätern wie Christopher Nolans „Dunkirk" (2017), an der Seite von Emma Thompson und Stanley Tucci in „Kindeswohl" (ebenfalls 2017) sowie dem innovativen Spiel-im-Film-Projekt „Bandersnatch" zu sehen war.

Neben ihm ist es an dem Franzosen Stéphane Bak („Elle", 2016) sowie Ben Chaplin (ebenfalls in „Kindeswohl" zu sehen) und dem gewohnt stark aufspielenden Charakterkopf Moritz Bleibtreu, der Geschichte um Freundschaft, Zusammenhalt und das Erwachsenwerden die nötige emotionale Tiefe zu verleihen.

Die Idee gibt es schon sehr lange, die hatte ich schon gleich nach "Absolute Giganten". Der Film handelte ja von der letzten nacht einer Freundschaft, "Victoria" handelte ebenfalls von einer Nacht, ich wollte aber immer mal einen Film über den einen Sommer drehen, den ersten Sommer, den man ohne die Familie verbringt, wo man das erste Mal mit einem Freund losfährt.

Sebastian Schipper via epd Film