Stan & Ollie

​Meisterhaft: Das gleichnamige Biopic setzt Stan und Ollie, den vielleicht größten Ikonen des komödiantischen Schauspiels, ein feinfühliges Denkmal.

​Hollywood liegt inzwischen hinter ihnen, jetzt ruft die Ferne. Eine Stand-Up-Tour quer durch Großbritannien soll Stan Laurel (Steve Coogan) und Oliver Hardy (John C. Reilly) 1953 auf neue Pfade führen, um die aufregende Karriere langsam aber stetig auslaufen zu lassen. Doch die Zukunft der beiden Freunde und Kollegen erscheint ungewiss: Zu Beginn ihrer Tour bleiben die meisten Zuschauerplätze leer. Trotzdem lassen sich Stan und Ollie nicht unterkriegen und ziehen auf die alten Tage noch einige Ässe aus dem Ärmel. Bald schon stehen alte wie neue Fans und neugierige Zuschauer Schlange, um die beiden Komödianten in Aktion zu erleben. Während die Tour also Fahrt aufnimmt, beginnt die Freundschaft zwischen den langjährigen Kollegen an den Geistern der Vergangenheit zu bröckeln...

Wie gern denkt man an die Zeit zurück, als die Abenteuer von „Dick & Doof" zunächst ausgiebig im Abendprogramm, später dann als Vormittagslückenfüller eines beliebigen Privatsenders zum Lachen einluden. Das Maskenhafte, ausgesprochen Körperliche an Stan Laurels und Oliver Hardys Komik war unglaublich speziell und besonders - kein Wunder, dass die beiden auch lange nach ihrer Zeit noch als Aushängeschild für ein ganzes Genre gelten.

Unzählige Filmschaffende des komischen Unterhaltungssektors verweisen selbst heute noch auf die Methoden der beiden irrwitzigen Masterminds, die bis Anfang der 50er auf ganze 107 gemeinsame Filmauftritte kamen. Das brillant besetzte Biopic „Stan & Ollie" setzt nun an einem Punkt im Leben der beiden Männer an, an dem sie sich weg vom Filmgeschäft und hin zum Stand-Up bewegt haben. Brillant daher, weil Steve Coogan und John C. Reilly nicht nur exakt so auftreten wie die beiden Comedy-Legenden, sondern im Verbund unfassbar gut harmonieren, die innige Freundschaft zwischen Stan und Ollie in jeder Faser widerspiegeln. Man spürt förmlich, wie intensiv sich die beiden Darsteller auf ihre Rollen vorbereitet haben.

Das finale Machwerk ist letztlich aber Regisseur Jon S. Baird zu verdanken, der dem Charme der 50er mit unbändiger Detailfreude mehr als gerecht geworden ist. Wenn man mal bedenkt, dass Bairds letzter Kinofilm der sagenhaft bösartige „Drecksau" mit James McAvoy war, überrascht seine Mitarbeit an diesem doch eher milden Biopic im Tragikomödienformat schon sehr. Spricht definitiv für ihn, dass er zwei so unterschiedliche Genres gleichermaßen perfekt beherrscht - bleibt abzuwarten, was der gebürtige Schotte als nächstes zu bieten hat.